Das Hemd das mir am nächsten ist verschenken

Rital im Frauenfelder Eisenwerk vom 1. November 2015:
Eine Performance von und mit Agnes Blum. Unter Geräuschen, Tönen und Musik bieten Besucher ihr Hemd dar, das gewaschen wird in gesammeltem Humus und dann in eine Säule gelegt, die das Nächste mit der Zeit zu Erde umwandelt. Eine symbolische Geste von der Individualität zur Gemeinschaft oder ein Gleichnis von der Vergänglichkeit.
-> Zum Videomitschnitt des Rituals

Ausstellung der Säule in der Stadtgalerie Baliere in Frauenfeld:
Vom 02.12. bis 18.12.2016 wird die Säule in der Stadtgalerie Baliere in Frauenfeld zu sehen sein. Anlässlich des ausklingenden Jubiläumsjahres des Kunst Thurgau, wird sie Ende Dezember dann in einer Performance zu der, in Münsterlingen am Bodensee stehenden, „Muttersäule“ gebracht.

Tag und Uhrzeit der Performance kann man bei der Künstlerin rechtzeitig erfahren.
Ausstellung

Von der Schönheit des Unscheinbaren

Venenklinik Bellevue, Kreuzlingen
18. März bis 11. Juli 2016

Vernissage
Freitag, 18. März 2016, 18 Uhr
Einführung:
Prof. Dr. Eva-Maria Engelen
Musikalischer Beitrag:
Tamara de Vito und Vincenzo Lentinti

Das Haus ist
Montag bis Donnerstag
von 8 - 19 Uhr und
Freitag
von 8 - 17 Uhr geöffnet
Von der Schönheit des Unscheinbaren (1984 – 2016)

Einführung von Eva-Maria Engelen:

Agnes Blum
Von der Schönheit des Unscheinbaren (1984 – 2016)

Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude, heute und gerade an diesem Ort einleitende Worte zur Ausstellungseröffnung von Agnes Blum zu halten.
Seit mehr als 30 Jahren habe ich Agnes’ Kunst in unterschiedlichen Etappen und Äußerungsformen verfolgt. In allen Phasen hat Agnes’ Kunst mich nicht nur mit einer physischen Präsenz beeindruckt, der ein Betrachter sich nicht zu entziehen vermag, sondern auch mit ihrer zarten Schönheit berührt. Die Verbindung zwischen augenfälliger Präsenz und feiner Berührung kommt nur in bedeutender Kunst zusammen. Die Ehrung, die Agnes Blum durch eine erneute Einzelausstellung erfährt, gebührt ihr daher. Dass diese Ehrung hier an diesem Ort, der ehemaligen psychiatrischen Klinik Bellevue stattfindet, könnte nicht passender sein. Dort hatte sich auch etwa der große Kunsthistoriker Aby Warburg zeitweise aufgehalten, und es ist für Agnes Blum, wie einige von Ihnen wissen werden, ein wichtiger Ort. Das ehemalige Bellevue und Agnes Blum

„Am Anfang war ...“ so beginnt ein Katalog zur Kunst von Agnes Blum, der die Schaffensjahre 1984 – 1998 umfasst. Zu Beginn des Kataloges ist eine große Ausstellung von Agnes in der ehemaligen Psychiatrie Kreuzlingen, dem Bellevue, der heutigen Venenklinik dokumentiert. Agnes hat dort 1984 vier Wochen lang gearbeitet. Das Haus war damals bereits während vier langer Jahre leer gestanden und Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Es war zu einem Abbruchhaus verkommen. Wasser war hineingelaufen und hatte sich im Haus, in Wänden und Fußböden ausgebreitet. Die Seidentapeten waren mit Schimmel durchzogen, der aufgeweichte Parkettfußboden hatte sich gewellt.

Agnes sagte dazu: „Ich empfinde die kranke Schönheit des Raumes und habe Lust, mit ihr einen Dialog zu führen.
Was mir dabei in den Sinn kommt:
«meine schmutzige Wäsche waschen»,
«nach außen eine weiße Weste zeigen.»“

Schmutzige Wäsche ist ein zentrales Motiv in Agnes’ Kunst. Hier, im ehemaligen Bellevue hat sie mit Wäsche bestückte Schränke und Glastüren ausgestellt, die wir hier und heute zum Teil auf Photographien bewundern können. Die Schönheit der schmutzigen, aber kostbaren Wäsche traf auf ein schmutziges Haus mit einer großen Geschichte.
„Am Anfang war ...“ – das Gewesene, vergangene Größe, Geschichte. Wo ist da ein Anfang?
Ein Rezensent der Berliner Tageszeitung (Richard Szklorz) schrieb dazu: „Ehemals persilstrahlendes Bettlakenweiß läßt sich nur noch erahnen, denn es ist längst von milden organischen Verfärbungen durchdrungen worden. Traumlandschaften, wunderschöne spiralförmige Strukturen, die an den Ursprung des Lebens erinnern, so kompliziert, ineinander verwoben und miteinander vermengt wie der Lebenslauf eines Menschen selbst.“
Das neue Leben entsteht aus dem Schmutz, dem Schimmel. Die schmutzige Wäsche wird gewaschen und dadurch wieder wie neu – ein Neuanfang. Die weiße Wäsche wird durch Schimmel belebt – ein Neuanfang.
Für das Haus Bellevue waren Agnes’ Kunstinstallationen auch ein Neuanfang am Ende seiner ursprünglichen Bestimmung. Es sollte nun nicht mehr Menschen beherbergen, deren Lebensgefühl und deren Wirklichkeitswahrnehmung sich von dem anderer unterschied. Es war jetzt für kurze Zeit ein Haus der Kunst, die die Wahrnehmung dessen, was geschieht und dessen, was zu sehen ist, in neue Gefilde lenkt.

Die Spannung zwischen Verwahren und Werden
Das Gewordene, Entstandene in der Kunst zu bewahren und dem Verwahrten neues Leben zu entlocken, führt zum Werden. Kreatürlicher Schimmel, der sich in kunstvoll gefalteten Wäschestücken ausbreitet, wird so zu Kunst, die unserer Lebenswelt und unserem Alltag sehr nahe ist und doch in ihrer Zartheit das Erhabene weit hinter sich lässt. „Alltag und Zartheit“ – schon allein diese Begriffe deuten an, dass es sich bei Agnes’ Kunst um weibliche Kunst handelt, die sich als solche zeigt und stolz präsentiert.

Weibliche Kunst und Zeit
Zur weiblichen Kunst passt, dass Agnes große, kraftvoll leuchtende Decken gestaltet hat. Decken sind ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld in ihrem Oeuvre. Sie entstehen in Handarbeit. Handarbeit hat die Ausstrahlung des Biederen, Hausfraulichen, Großtantenhaften. Sie gehört am ehesten zum so genannten Biedermeier. Böse Zungen mögen von einer Form weiblichen Zeitvertreibs sprechen. Aber wer, wie wir alle, einmal gefroren hat, wird allein ganz praktisch gesehen, gerne zur wärmenden Decke gegriffen haben, und lässt man die Ignoranz, die aus solchen Äußerungen tönt, beiseite, kann das Zeitempfinden auf einen wirken, das sich in einer solchen Tätigkeit manifestiert. Beim Nähen handelt sich um eine ehemals alltägliche Tätigkeit, für die man sich Zeit nahm. Man hat sich ihr vor allem in den Wintermonaten gewidmet, wenn zumindest in der Landwirtschaft die Arbeit auf den Feldern fortfiel. Und auch Agnes näht in den Wintermonaten, weil es ihrem eigenen Zeitempfinden so entspricht. Auch in den Decken als Kunstobjekten finden also Größe und Trivialität zusammen. Die Größe und Leuchtkraft der Objekte machen sie zu etwas Besonderem, der Herstellungsprozess und Zweck zu etwas Alltäglichem. Durch den Herstellungsprozess ist diesen Kunstwerken ein Rhythmus eingenäht. Das Sticken entspricht dem Hüpfen eines Kindes: eins, zwei, drei, vier ... zack. Der Zeitaufwand insgesamt ist eher mit der Lebensspanne einer Großmutter vergleichbar. Lebenszeit und Zeit des Werdens und Gestaltens ist also auch hier ein zentrales Motiv für Agnes.

Zeit und Zeichnung
Damit komme ich in Agnes Schaffen zur dritten Objektgruppe, die hier heute ausgestellt wird , – zu ihren Tuschezeichnungen. Die konkrete Arbeit an den Tuschezeichnungen geht zeitlich konträr zu der an den Decken vonstatten, denn der eigentliche Akt der Materialisierung muss schnell erfolgen. Während an den Decken über Tage und Wochen gearbeitet wird (der Schimmel über Tage und Wochen sein Werk vollbringen muss), erfolgt die konkrete Handlung, die die Tuschezeichnung hervorbringt, in Sekunden und Minuten. Dort entlädt sich eine Intensität, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg angesammelt hat. Die Konzentrationsphase, die sich in diesem Akt entlädt, beginnt also viele Tage vorher: Zunächst wird Energie angesammelt. Dafür braucht es Zeit. Dann aber muss die Zeichnung blitzschnell zu Papier gebracht werden, damit die unsichtbare Energie hinter dem Herstellungsprozess in der Tuschzeitung sichtbar wird. Um die Konzentrationsphase einzuleiten und um die Energie zu bündeln, bedarf es durchdachter Rituale und einer genauen Inszenierung, damit die Energie sich in einem Akt entladen kann und schließlich im Kunstwerk materialisiert.
Die Schönheit dieser materialisierten Rituale, die Schönheit des Verwahrens und Werdens, des Entstehen und Vergehens sichtbar werden zu lassen, ist ein, wenn nicht das zentrale, Thema von Agnes’ Blum Kunst. In dieser Kunst ist in der Hülle des Unscheinbaren, des Unvollkommenen, des Vergänglichen, auch des Alltäglichen Schönheit zu erkennen. Es ist die Schönheit des Unscheinbaren, die für uns, wenn vor Augen geführt, eine eigene physische Präsenz entfaltet und ihre Zartheit bewahrt.

Damit möchte ich mich bei Agnes für ihre Kunst und bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit bedanken.
Ein Schenkungsritual
zur Erinnerung und Würdigung von Jan Hus
Im Rahmen der Konzilsfeierlichkeiten 2014 - 2018
Der Stadt Konstanz vorgeschlagen zum Jahr der Gerechtigkeit 2015
Ausstellung

Schloss Arbon

KunstThurgau 08. - 23. Februar 2014

Vernissage
Samstag, 8. Februar 2014
16 Uhr - Performance von und
mit Tom Lang

Sonntag, 16. Februar 2014
11 Uhr - musikalische Reise
mit Hannes Moos

Öffnungszeiten
Samstag + Sonntag
9., 15. + 16.,
22. + 23. Februar 2014
11 – 17 Uhr
Kuchen und Getränke
im Kunst-Bistro
Nach vielen Jahren zeige ich mal meine Winterarbeiten meiner Kunst, nämlich meine Decken. In der Schweiz waren sie ja auch noch nie zu sehen.
Es ist eine Installation mit den Decken geworden in einem zweihundert jahre alten Raum, nämlich im Schloß zu Arbon am Bodensee.
Es ist, so glaube ich , eine schöne und lohnende Ausstellung geworden mit 21 meiner Mitstreiterinnen und Kollegen von der "Kunst Thurgau".